LOKALE GRÜNSTROMVERSORGUNG


Nachhaltigkeit in der Herstellung, Beitrag zum Umweltschutz und zur Reduktion der Treibhausgasemissionen sind Beweggründe, welche Verbraucher veranlassen, zu einem Ökostromanbieter zu wechseln. Mit einem oftmals teureren Tarif wollen viele dabei den Aufbau erneuerbarer Energien direkt unterstützen. Die Stärkung der Region durch den Erwerb vorwiegend regionaler Grünstromtarife, ursprünglich einer der Treiber, wird heute kaum mehr mit Grünstrom in Verbindung gebracht. Das hängt auch damit zusammen, dass es in der Vergangenheit (auch bis heute) für die Energieversorger sehr schwer war, regionalen oder sogar einfach nur deutschen Ökostrom zu beziehen (noch existiert keine Grünstromverordnung, weswegen der nicht unbeträchtliche Anteil an deutschem EEG-Strom als Graustrom gehandelt werden muss). Daher stammt ein großer Teil des im Rahmen eines Ökostromprodukts in Deutschland verkauften Stroms aus norwegischer, österreichischer oder schweizerischer Wasserkraft

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GRÜNSTROM

Selbst erzeugter Strom aus einer Fotovoltaikanlage erfreut sich schon seit einigen Jahren als Alternative oder Ergänzung zum Bezug von Ökostrom bei privaten Hausbesitzern und kleinen Gewerbebetrieben einer gewissen Beliebtheit, zumal da mit einer eigenen Fotovoltaikanlage eine unmittelbar messbare und verifizierbare Einsparung an Klimagasen einhergeht. Allerdings ist der jährliche Zubau an Fotovoltaikanlagen in letzter Zeit stark eingebrochen. Lag er 2012 noch bei etwa 7,6 GWp, waren es 2013 nur noch etwa 3,3 GWp und 2014 sogar nur noch etwa 1,9 GWp. Insbesondere seit der EEG-Novelle im August 2014 ist ein besonders starker Rückgang beim Zubau zu verzeichnen. Schon 2014 lag der Zubau deutlich unter dem Zubaukorridor von derzeit 2,4 GWp bis 2,6 GWp, im Jahr 2015 betrug er weniger als 1,5 GWp, obwohl die Vergütungsdegression bereits ab Oktober 2015 wegen des geringen Zubaus auf 0 % abgesenkt wurde. 1 Dabei sind die sinkenden Zubauzahlen nicht etwa auf eine Ausschöpfung des vorhandenen Potenzials zurückzuführen. Im Gegenteil: so gibt es in Deutschland derzeit nur etwa 1,3 Millionen Fotovoltaikanlagen bis 30 kWp2, gerade mal ein Zehntel der Anzahl der Einfamilienhäuser in Deutschland3, von größeren Wohnhäusern und Nichtwohngebäuden ganz zu schweigen. Die Zurückhaltung beim Ausbau ist neben allgemeiner Trägheit vor allem auf Verunsicherung potenzieller Anlagenbetreiber in Bezug auf die EEG-Vergütung zurückzuführen. So wurden durch die letzten EEG-Novellen neben starken Einschnitten bei der Vergütung selbst eine anteilige EEG-Umlagepflicht für eigenverbrauchten Strom bei Anlagen über 10 kWp eingeführt. Außerdem dürfen ab dem Steuerjahr 2014 die Gestehungskosten von Solarstrom nicht mehr als Bemessungsgrundlage für die Umsatzbesteuerung von eigenverbrauchtem Strom benutzt werden, vielmehr sind nun die Einkaufskosten beim Energieversorger anzusetzen4, was faktisch einer Erhöhung der Umsatzsteuer auf eigenverbrauchten Strom um den Faktor 2 bis 3 gleichkommt. Ab einer Eigenverbrauchsquote von 30 % bis 50 % lohnt sich dann der Vorsteuerabzug nicht mehr. Hinzu kommen die rechtlichen Unsicherheiten bei der Errichtung von Eigenverbrauchsanlagen auf Miethäusern und Häusern im Besitz von Wohnungseigentümergemeinschaften und die Abschaffung des Grünstromprivilegs. Die aktuelle Technologieentwicklung macht es jedoch möglich, dass bereits 2016 Eigenverbrauchsanlagen, die den selbsterzeugten PV Strom zu 100% nutzen, wirtschaftlich ohne EEG-Einspeisung realisiert werden können.

Im GreenPowerGrid-Projekt wollen wir einen neuen Ökostromtarif etablieren, der sich größtenteils aus dem im Projekt aufgebauten Fotovoltaikanlagen sowie regionalen Windkraftanlagen — hier also aus dem Umland der Stadt Speyer — speist. Erzeugungsschwankungen werden durch einen aus kleinen bis mittelgroßen Stromspeichern bestehenden Batteriepool ausgeglichen. Da sich Sonne und Wind die meiste Zeit des Jahres sehr gut ergänzen, müssen auf diese Weise nur etwa 5 % des Ökostroms aus nicht-regionalen Quellen bezogen werden.

Für das neue Ökostromprodukt wird ein eigener Bilanzierungsrahmen geschaffen, dem die Netzanschlüsse oben genannter Pilotkunden, Erzeugungsanlagen und Speicher sowie weitere Kunden des neuen Ökostromtarifs und Windkraftanlagen aus der Region angehören. Durch das kostengünstige myPowerGrid-Messkonzept können die Energieflüsse jederzeit mit zeitlichen Auflösungen von unter einer Minute geeicht erfasst und für die Abrechnungen verwendet werden. Durch die vollständige Hebung des Fotovoltaik-Potenzials kann ein Maximum an zusätzlichen Kunden mit dem neuen Tarif versorgt werden. Im Rahmen des Demonstrationsprojektes ist die maximale Kundenzahl durch die limitierte Anzahl eingebundener Anlagen begrenzt. Denken wir etwas in die Zukunft, dann sollte, sobald das Konzept auf eigenen Füßen steht, die eingebundene Anlagenleistung und Batteriekapazität an die Kundenzahl angepasst sein. Ist die Anlagenleistung zu groß, sollten mehr Kunden gewonnen werden, ist sie zu klein, sollten mehr Teilnehmer mit Anlagen gewonnen werden. Hieraus entsteht ein Markt, der letztlich den Strompreis für das Ökostromprodukt bestimmt. Wir erwarten, dass sich der resultierende Ökostromtarif sogar kostendämpfend auf die Strompreise auswirken wird.